Johan, können Sie JUNA kurz vorstellen: Welche Vision stand hinter der Gründung und welche Rolle spielt JUNA in der sich entwickelnden eMobilitätslandschaft?

JUNA wurde gegründet, um es Logistikunternehmen einfacher zu machen, auf elektrische Lkw umzusteigen. Die Idee ist simpel: ein Truck-as-a-Service-Modell, bei dem Kunden Zugang zu E-Fahrzeugen, Ladeinfrastruktur, digitalen Tools und Support erhalten – alles gebündelt in einer einzigen Lösung. Wir konzentrieren uns darauf, die operativen und finanziellen Hürden abbauen, die mit neuen Technologien oft einhergehen. Unsere Rolle in der eMobilitätslandschaft ist die eines Enablers – wir bringen nicht nur elektrische Lkw auf die Straße, sondern helfen unseren Kunden, sie auch im realen Betrieb effektiv einzusetzen.

JUNA ist ein Joint Venture von Scania und sennder. Wie beeinflusst diese Kombination aus OEM- und Digitalfreight-Expertise Ihren Ansatz für Elektrifizierung und Ladeinfrastruktur?

Sie gibt uns eine starke Ausgangsbasis. Scania bringt ein umfassendes Produkt- und Ingenieurswissen mit, insbesondere bei Fahrzeugdesign, Ladehardware und Leistung. Sennder bringt einen datengetriebenen, digitalen Ansatz mit Fokus auf Netzwerkoptimierung und Echtzeitlogistik ein. Gemeinsam können wir so praxistaugliche Lösungen anbieten, die sowohl auf der Straße als auch im Hintergrund funktionieren. Elektrifizierung funktioniert nicht isoliert – Fahrzeug, Daten, Routenplanung und Laden müssen miteinander kommunizieren. Genau daran arbeiten wir.

Johan Kjellner, Geschäftsführer von JUNA
Quote

Wir bringen nicht nur elektrische Lkw auf die Straße, sondern helfen unseren Kunden, sie auch im realen Betrieb effektiv einzusetzen.

Johan Kjellner Managing Director bei JUNA Quote

Ihr Fokus liegt auf elektrischem Lkw-Transport. Was sind die größten Herausforderungen für Ihre Kunden beim öffentlichen Laden, und wie gehen Sie damit um?

Die größten Herausforderungen sind Planbarkeit und Preis. Viele Logistikunternehmen sind die Flexibilität von Diesel gewohnt, da ist die Umstellung auf ein Netzwerk mit weniger und manchmal unzuverlässigen Ladepunkten ein Umbruch. Wir helfen unseren Kunden, ihre Abläufe von Anfang an mit dem Laden im Blick zu planen – mithilfe unserer Tools zur Energiebedarfsprognose, einer Kombination aus öffentlicher und privater Ladeinfrastruktur und einem stets funktionierenden Notfallplan. Außerdem scheinen viele Ladepunktbetreiber zu glauben, dass Spediteure bereit sind, für öffentliches Laden unterwegs ähnlich viel zu zahlen wie Autofahrer am Zielort. Doch beim gewerblichen Gütertransport ist Laden unterwegs oft eine Notwendigkeit – das Depot liegt nicht immer günstig – und kein Luxus. Daher sind Kunden nicht bereit, dafür einen Aufpreis zu zahlen. Hier ist TRATON Charging Solutions ein starker Partner, da wir gemeinsam an günstigeren Preisen arbeiten.

Der Ladeanschluss eines elektrischen Scania-Trucks ist zu sehen. Das Bild zeigt den Steckverbinder, der Teil der Ladeinfrastruktur des Joint Ventures JUNA von Scania und sennder ist.

Öffentliches Laden für schwere Nutzfahrzeuge bringt oft Bedenken hinsichtlich Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Zugänglichkeit mit sich. Wie sollte die Branche diese Herausforderungen gemeinsam angehen?

Tatsächlich ist die Verfügbarkeit von Ladepunkten derzeit nicht das Nadelöhr – wenn man auch die Ladepunkte für Pkw berücksichtigt. Einen Ladepunkt finden wir immer. Die eigentliche Herausforderung liegt, wie gesagt, in der Planbarkeit und im Preis.

JUNA arbeitet eng mit TRATON Charging Solutions zusammen. Können Sie etwas über die Zusammenarbeit erzählen und wie sie Ihr Geschäftsmodell unterstützt?

Die Zusammenarbeit mit TRATON Charging Solutions ermöglicht es uns, unseren Kunden besseren Zugang zu öffentlichen Ladestationen zu bieten – und das integriert in ihre täglichen Abläufe. Eine Ladekarte, die beim Abholen des Fahrzeugs bereits im Lkw bereitliegt, spart Zeit und verringert betriebliche Unwägbarkeiten. Wir verweisen die Fahrer nicht nur auf eine Karte – wir helfen bei der Planung der Ladevorgänge, stellen die Betriebszeit sicher und behalten die Kosten im Blick. Fahrer wollen keine App auf ihrem privaten Telefon nutzen, die physische Karte wird sehr geschätzt.

Viele Ihrer Logistikpartner betreiben gemischte Flotten und haben enge Lieferzeitpläne. Wie wichtig ist die Integration digitaler Tools wie Routenplanung und Ladeprognosen, um öffentliches Laden praktikabel zu machen?

Sie ist entscheidend. Ohne intelligente Planung kann man elektrische Lkw nicht effizient betreiben. Unsere Kunden managen bereits komplexe Zeitpläne und Kundenanforderungen – da funktioniert es nicht, noch eine zusätzliche Ebene an Komplexität einzuführen. Unsere digitalen Tools helfen, diese Hürde zu vermeiden. Sie kümmern sich um Prognosen, schlagen zuverlässige Routen mit Ladepunkten vor und reagieren in Echtzeit auf Änderungen.

Ein elektrischer Scania-LKW fährt auf einer Landstraße durch eine grüne, ländliche Umgebung. Das Fahrzeug ist Teil des Joint Ventures JUNA von Scania und sennder, das die Elektromobilität im Straßengüterverkehr fördert.

Mit Blick auf den europäischen Markt – welche politischen oder infrastrukturellen Entwicklungen würden Sie sich in den nächsten Jahren wünschen, um die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs zu beschleunigen?

Wir wünschen uns einen schnelleren Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur, die tatsächlich für schwere Nutzfahrzeuge ausgelegt ist – nicht nur in Bezug auf Ladeleistung, sondern auch auf Anordnung, Zugänglichkeit und Fahrerannehmlichkeiten. Ein besserer Datenaustausch zwischen öffentlichen und privaten Akteuren würde das gesamte System transparenter und verlässlicher machen. Momentan baut jeder an einem Teil des Puzzles – wir müssen sicherstellen, dass die Teile auch zusammenpassen. Auf politischer Ebene wären verlässliche Anreize hilfreich, die nicht nur den Fahrzeugkauf fördern, sondern den operativen Einsatz unterstützen. Noch besser wäre ein konsequentes „Verursacher-zahlt“-Prinzip, das den Dieselbetrieb teurer macht.

Abschließend: Was begeistert Sie am meisten, wenn Sie an die Zukunft von JUNA und an die Zusammenarbeit mit Partnern wie TRATON Charging Solutions denken?

Spannend ist, dass das Ganze nicht mehr nur Theorie ist. Wir bringen elektrische Lkw auf die Straße und lernen täglich an der Seite unserer Kunden. Aktuell sind wir in drei Märkten aktiv und wachsen weiter. Die Zusammenarbeit mit TRATON Charging Solutions und anderen Partnern hilft uns, schneller zu skalieren und echten Mehrwert zu liefern. Es gibt noch viel zu tun, aber wir befinden uns in einer Phase, in der Fortschritte sichtbar und messbar sind. Das motiviert – und es hilft uns, den Fokus zu behalten: dass dieser Übergang für Transportbetriebe wirklich funktioniert.

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